Standpunkt: Sinn und Zweck des Check P3
von Cristina Mattiello
10.03.2025Erschienen im Schulblatt 04/25
Professionelle Haltung zum Check P3
Wem und wozu dient der Check P3 eigentlich? Es ist wichtig, sich mit diesen und anderen Fragen im Zusammenhang mit der Durchführung des Check P3 kritisch auseinanderzusetzen.
Nach einem vierwöchigen Erholungsurlaub im Januar bin ich mit frischen Kräften und aufgeladenen Batterien wieder gestartet und kann nun die Herausforderungen im schulischen Umfeld mit neuer Energie angehen.
Jährlich beschäftigt mich als Lehrerin einer gemischten 3./4. Klasse die Frage nach dem Sinn und Zweck des Check P3. Im Kanton Solothurn ist die Durchführung dieses Checks freiwillig, das heisst, die Schulleitungen entscheiden sich für oder gegen die Durchführung. Ich bin der Meinung, wir Lehrpersonen sollten uns trotzdem kritisch damit auseinandersetzen, welchen Mehrwert dieser Check den Kindern, aber auch uns selbst für das Unterrichten bringt.
Auf der Homepage des VSA ist zu lesen, dass die Funktion aller Checks eine externe, individuelle, kompetenzorientierte Standortbestimmung für die Schülerinnen und Schüler ist. Die Checks dienen in erster Linie zur Förderung und als Unterstützung im Hinblick auf einen Übertrittsentscheid. Die Checks der Sekundarstufe I dienen zudem der Zertifizierung (Abschlusszertifikat) und können bei Bewerbungen für Lehrstellen beigelegt werden.
Hier stellt sich die Frage, inwiefern die Ergebnisse des Check P3 direkt in die Förderung der Schülerinnen und Schüler einfliessen. Werden dadurch neue Erkenntnisse generiert oder konnten diese zum Zeitpunkt der Veröffentlichung nicht schon aus den Ergebnissen der eigenen Unterrichtsbeobachtungen gewonnen werden? Wird das Instrument Mindsteps wirklich bereits in der 3. Klasse eingesetzt oder erst später im Verlauf der 4. Klasse? Und werden beim Arbeiten mit Mindsteps tatsächlich die Check-Ergebnisse jedes Kindes berücksichtigt? Wie oft wird Mindsteps tatsächlich im Unterricht eingesetzt, um die Schulkinder gezielter zu fördern? Dienen die Ergebnisse der Checks vermehrt zur Absicherung der eigenen Beobachtungen? Werden die Klassenergebnisse im Stufenteam oder mit der Schulleitung besprochen? Und führen die Resultate zu gezielten Veränderungen im Unterricht im Sinne von Unterrichtsentwicklung?
Es stellt sich die Frage, inwiefern die Ergebnisse des Check P3 direkt in die Förderung der Schülerinnen und Schüler einfliessen.
Und weiter: Was sagen die Ergebnisse wirklich über die Leistung einer Schülerin oder eines Schülers aus, wenn man den entwicklungspsychologischen Stand jedes einzelnen Kindes berücksichtigt? Was genau passiert in den Schulkindern, wenn sie zu Beginn der 3. Klasse während vier Lektionen am Check P3 arbeiten? Sind solche Checks für Kinder in diesem Alter zumutbar? Wie viele Kinder bekunden noch Schwierigkeiten mit dem Lesen? Wie gehen die Kinder mit der vorgegebenen Zeit um? Welche Kinder stellen sich diesen Anforderungen bravourös, welche wiederum lassen einige Aufgaben einfach leer, weil sie diese beim ersten Durchlesen nicht verstehen? Wie arbeiten sich die schwächeren Kinder durch den Test? Wie fühlen sich alle nach dem Test?
Und schliesslich: Ein Ziel des Checks ist, den Lehrpersonen eine objektivierte Rückmeldung über den Leistungsstand der Klasse zu geben. Wird nun der Lernstand der Klasse im Vergleich zur Referenzgruppe – zum Beispiel im Vergleich aller Klassen des Kantons – so eingeordnet, dass der Beurteilungsmassstab bei der Notengebung eher milder oder strenger ausfällt?
Diese Fragen zum Check P3 sind nicht abschliessend zu verstehen. Im Sinne einer guten Schul- und Unterrichtsentwicklung ist es aber sehr sinnvoll, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Vielleicht besprichst du diese Fragen mit deinem Unterrichts- und Stufenteam. Und je nach Ergebnis kann das Gespräch mit der Schulleitung gesucht werden.
Beitrag von Zyklus 2